Speichenbruch - Die Geschichte von einem hektischen Samstag und von Versprechen, die man nicht brechen kann...

Der Samstag begann so schön. Gemütlich ausschlafen, im Garten brunchen, in aller Ruhe Zeitung lesen und gegen Mittag noch kurz das Bike -nach dem gestrigen Ausflug auf den Gempen- putzen. Und wenn der Wasserschlauch schon abgerollt ist, mein Reisegeist hat's auch mal wieder nötig.

 

Schon beim abduschen des Bikes stelle ich fest, dass das Ghost hinten eine kapitalen Seitenschlag hat. Aber wieso denn das? Ich war doch eben noch damit unterwegs. Ungemach nähert sich: Speichenbruch. An sich nicht weiter schlimm. Aber: Ich habe meiner fünfjährigen Tochter versprochen, am Nachmittag mit ihr auf dem Windschattenrad einen Radausflug zu machen (notabene ihr erster Ausflug auf dem Windschattenrad). Das Ghost wäre das bewährte Zugfahrzeug dazu. Nun ist's vorbei mit der Ruhe...

Schon seit Tagen ist dieses Ereignis ihr Thema Nummer eins. Sie hat die letzte Nacht vor lauter Aufregung kaum ein Auge zu getan. Und nun Speichenbruch am Zugpferd. Und das drohende Ende des Auflugs.

 

Es gibt Versprechen, die kann man nicht brechen. Dieses gehört dazu. Ohne in der Werkstatt nach zu schauen: Ich habe keine Ersatzspeiche an Lager. Alternative: Die Zugvorrichtung ans Bionicon Supershuttle montieren? AUF KEINEN FALL! Das Rad der Frau ausleihen? SOWEIT KOMMTS NOCH!

 

Fünf vor zwölf. Die Geschäfte in der Umgebung schliessen alle um zwölf. Nix wie hin. Von der morgentlichen coolness ist nichts mehr übrig. Erste Schweissränder am T-Shirt. Zum Glück bei ersten Händler alles passende da. Eingekauft und zurück. Nur: Ich habe noch nie eine Speiche gewechselt. Aber so schwer kann das ja auch nicht sein...

 

HInterrad ausgebaut. Luft abgelassen, Reifen demontiert. Nun muss die kaputte Speiche raus. Hmm: Kassette muss auch noch weg. Reicht immer noch nicht: Scheibe der Scheibenbremse muss ebenfalls weg. Nun klappts: alte Speiche ist draussen. Felgenband angehoben und alter Nippel ausgebaut. Gleich den neuen Nippel rein. Nippel fällt in die Hohlkammer der Felge! *grmpf* Rumdoktern bis sie am richtigen Ort sitzt. Neue Speiche einfädeln. Wie war das nochmal: Zuerst hinter der ersten Speiche durch und dann vorne? Oder umgekehrt? Hmm. Wie sind die anderen. Ah so. Also hinten, dann vorne. Gewinde in Nippel eindrehen. Rad in Zentrierständer spannen und den Seitenschlag korrigieren. Kassette montieren. Scheibe der Scheibenbremse montieren. Wo ist schon wieder die mittelharte Schraubensicherung? Schlauch und Reifen montieren, aufpumpen. Schweiss abwischen. Puhh.

 

Vierzig Minuten hat die Operation gedauert. Scharf beobachtet von meiner Tochter, immer eine kleine Träne in den Augen... Nun lachend und fröhlich plaudernd. Um 1400 h gings im Konvoi los. Die ersten 15 Km meiner Tochter. Es werden weitere folgen!

 

Bilanz: 15 Km | Höhenmeter: 500 (+250/-250) m | 1 h 30' | Begleitung: Anja

Bemerkung: Es ist schön ein Held zu sein ;-))

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Kommentare: 2
  • #1

    hipster@spoony.ch (Montag, 09 August 2010 00:01)

    Echte Bikegeschichten die das Leben schreibt, sehr schön!

  • #2

    marco (Montag, 09 August 2010 07:38)

    super geschrieben
    fast schon wie ein krimi in einem buch zu lesen